Freitag, 25. November 2016

Die Küste: Was aus den sommerlichen Beton-Hochburgen im Winter wird

Lange Streckenabschnitte unseres Radweges führen uns an der Mittelmeer-Küste entlang. „Oh wie schön!“, dachten wir zunächst. Doch die winterliche Küstenlandschaft ähnelt eher einer verlassenen Geisterwelt als einer idyllischen Erholungs-Oase. Besonders in Frankreich ist uns dieses Phänomen aufgefallen. Es erwies sich oft als sehr schwierig, an der Küste etwas zu Essen oder gar einen Schlafplatz zu finden.



Touristische Betonbauten, Campingplätze und Freizeitanlagen sind eng aneinandergereiht und lassen kaum Platz für ein Fleckchen Natur. Trotz üppiger Reklame-Schilder, auf denen mit besonders langen Öffnungszeiten geworben wird, sind die meisten Geschäfte und Campingplätze geschlossen. Ganze Hotels und Wohnhäuser stehen leer – einige von ihnen sind ebenfalls mit Schildern versehen, auf denen „Zu verkaufen“ oder „Zu vermieten“ steht. Außerdem ist kaum eine Menschenseele ist auf der Straße zu sehen.

„Wo sind die Menschen, die hier wohnen?“, fragten wir uns. Dass ganze Orte ausschließlich dem Sommertourismus gewidmet sind, konnten wir uns nicht vorstellen. Gerade im Winter könnte man hier doch in Ruhe wohnen und den Blick aufs Meer genießen. Das sehen die Eigentümer der hier stehenden Immobilien wohl nicht so!

„Oder ist hier etwas ganz Anderes im Gange?“, fragten wir uns und malten uns Horrorszenarien aus, in denen die Menschheit - während wir nichtsahnend in der Natur zelteten – ausgelöscht worden ist, ähnlich wie in dem Endzeit-Horror-Film „28 Days Later“, in dem der Protagonist nach einem Unfall in einem Krankrenhaus aus dem Koma erwacht und eine von rasenden, zombieartigen Monstern verwüstete Stadt vorfindet. Da jedoch weit und breit noch nicht einmal ein solches Monster zu sehen war, warfen wir unsere Theorie wieder über den Haufen und setzten von leerstehendenden Gebäuden umzingelt unsere Nahrungs- sowie Schlafplatzsuche fort. Es scheint sich einfach kaum jemand in den kälteren Monaten an den sonst so überfüllten Küstenorten aufzuhalten – was uns ein paar sehr ruhige und organisatorisch schwierige Tage bescherte.

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