Donnerstag, 20. April 2017

Bosnien und Herzegowina: Minen, Ruinen und Gastfreundschaft

Nach unserem Projekt in Slawonien haben wir Bosnien und Herzegowina einmal von Norden nach Süden durchquert. Als wir vom kroatischen Slavonski Brod über die Grenze ins bosnische Brod führen, stach uns sofort ein riesiges Schild ins Augen, welches uns herzlich in der Republika Srpska willkommen hieß. Wir kamen also zunächst bei den bosnischen Serben an, die hier im Nordosten des Landes seit Ende des Bosnienkrieges ihre eigene politische Entität besitzen. Die Republika Srpska umfasst mit 49% fast die Hälfte des Staatsgebiets von Bosnien und Herzegowina. Und obwohl die offizielle Hauptstadt dieser Entität Sarajevo ist, gilt doch Banja Luka, die zweitgrößte bosnische Stadt, als De-facto-Hauptstadt der Republika Srpska.
Bosnien und Herzegowina
Es herrschen noch immer religiöse Unterschiede und politische Spannungen im so genannten „Vielvölkerstaat“ (genau genommen ist das Land vielmehr ein „Mehrreligionsstaat“, da es sich historisch gesehen bei den Bosniern nicht um einen Zusammenschluss verschiedener ethnischer Gruppen handelt) vor. Doch gerade diese verschiedenen Kultureinflüsse der orthodoxen Serben, der muslimischen Bosniaken und der katholischen Kroaten machen das heutige Land so interessant für Besucher.

Banja Luka
Wir reisten sowohl durch Städte der Republika Srpska wie Derventa und Banja Luka, als auch durch in der Föderation Bosnien und Herzegowina liegende Orte wie Jajce und Mostar. Jajce war bis zur Eroberung durch das Osmanische Reich Sitz der Könige Bosniens. Die Altstadt liegt auf einem Burgberg und im Südwesten der Stadt fließt der Pliva, dessen 20m hohen Wasserfall man nahe dem Stadtzentrum bewundern kann.


Jajce
Mostar ist vor allem bekannt für seine Alte Brücke (Stari most) über die Neretva. Der Name der Stadt bedeutet übrigens Brückenwächter. Im Bosnienkrieg wurde die Alte Brücke von den Kroaten beschossen uns zerstört. Später wurde sie wiederaufgebaut und 2005 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen. Nach dem Krieg wurde Mostar in zwei Teile geteilt, welche von dem Fluss getrennt werden. Der östliche Teil der Neretva wurde von Bosniaken und der westliche von Kroaten bewohnt. 2004 wurde dies zwar formal geändert, um die Stadt zu einer Einheit zu machen. Faktisch hat dies jedoch nur zu Streit geführt.


Mostar
Die Spuren des Krieges sind im ganzen Land noch sehr sichtbar: Überall sieht man Ruinen, Einschusslöcher an Häuserfassaden und Schilder, die auf Minen hinweisen. Wegen dieser Schilder trauten wir uns kaum, unser Zelt aufzuschlagen. Nur ein einziges Mal haben wir gecampt – an einem ruhigen Ort, aber inmitten von Abfällen (ein weiteres Problem des Landes). Ansonsten war es sehr einfach, irgendwo ein günstiges Zimmer und gutes, preiswertes Essen zu finden. Jeden Tag kamen wir an vielen Orten vorbei, an denen wir uns mit Burek und Ćevapi eindecken konnten.

Burek
Ćevapi
Außerdem zeichnen sich Bosnier unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit durch ihre unermessliche Gastfreundschaft aus. Wir wurden überall herzlichst aufgenommen und die Menschen waren prinzipiell sehr hilfsbereit und freundlich. Trotz politischer Spannungen sind wir in den verschiedenen Entitäten des Landes nur Menschen begegnet, die den jeweils anderen Gruppen gegenüber sehr aufgeschlossen waren. Oft hörten wir Aussagen wie „Wir sind doch alle ein Volk! Und alle haben wir im Krieg verloren“ oder „Wir sprechen nicht Bosnisch, Serbisch oder Kroatisch. In gemischten Gruppen nennen wir unsere Sprache Lokal, das dies die Sprache ist, die die Leute von hier sprechen“. 

Bosnien und Herzegowina hat uns sehr gut gefallen. Auch landschaftlich war unsere Reise durch dieses Land wunderschön. Wir sind hier sogar erstmals auf über 1000m hochgeradelt – ein gutes Training für die bevorstehenden Berge in Montenegro und Albanien.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen